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Stavoren - 9. Juli 2025
Bereits heute Nacht hat die Amethyst 2 im Hafen von Stavoren festgemacht, doch davon haben wir nichts mitbekommen. Erst ein Blick über unseren Balkon zeigt uns, dass wir am Anleger festgemacht haben und uns gegenüber einer der zahlreichen Segelschiffe grade ablegt.
Stavoren ist ein Ort in der niederländischen Provinz Friesland. Der Ort liegt am Ostufer des IJsselmeers, eines einstigen, heute abgedeichten Nordseearms. Der kleine Ort hat 945 Einwohner. Stavoren hat so einige Sehenswürdigkeiten, die heute Morgen von uns entdeckt werden wollen.
Im Hafen von Stavoren liegen zahlreiche Segelschiffe, darunter historische Plattbodenschiffe und moderne Yachten, die für Chartertouren auf dem IJsselmeer genutzt werden. Die Stadt ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Segeltörns und bietet eine große Auswahl an Segelschiffen zum Chartern.
Der Fischbrunnen am Hafen, mit seinem großen offenen Maul eines mächtigen Fisches, hat uns sehr begeistert. Mit einem riesig aufgerissenen Maul erzählt er die Geschichte von Stavoren, unter dem Titel: „die großen Fische fressen die kleinen“ . Der Fischbrunnen mit seinen wassersprühenden Lippen war ein begehrtes Fotomotiv, auch für uns.
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Ein weiteres sehenswertes Fotomotiv sind die bunten Häuser von Stavoren. Die farbenfrohen Häuser entlang des historischen Hafens, sind ein malerisches Postkartenmotiv und bieten einen starken Kontrast zum Wasser und den ankernden Schiffen. Diese Häuser tragen maßgeblich zum charmanten und malerischen Ambiente der Stadt bei und sind mit den bunten Häusern im Kopenhagener Nyhavn vergleichbar. Die farbenfrohe Hafenansicht ist eines der bekanntesten und am häufigsten fotografierten Motive der Stadt.
 Die Frau von Stavoren ist eine Bronzestatue im alten Hafen von Stavoren, die eine reiche Kaufmannswitwe darstellt, die in der Sage den Niedergang der Stadt symbolisiert. Die Sage besagt, dass die Frau aufgrund ihres Hochmuts, den sie zeigte, indem sie eine wertvolle Ladung Getreide wegwarf und ihren goldenen Ring ins Meer warf, in Armut verfiel und Stavoren mit sich zog.
Die Statue, die 1969 aufgestellt wurde, blickt mit einer Zipfelmütze über das Wasser. Sie ist ein Symbol und dient als Warnung vor dem Hochmut und dem Überfluss, nach dem Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“.
Die Frau von Stavoren steht an der Stadtgrachtbrücke und begrüßt jeden, der sich mit einem Bott vom Wasser her der Stadt nähert. Sie ist heute ein wichtiges Wahrzeichen und ein beliebtes Motiv für Touristen, die Stavoren besuchen.
Die kleine Stadtgrachtbrücke, an der die Frau von Stavoren steht, führt über den historischen Stadtgraben, der durch die Stadtmitte verläuft. Ursprünglich um 1100 angelegt, um Waren zwischen Binnen- und Seeschiffen umzuschlagen, dient sie heute als malerische Passage für Fußgänger und als Teil des Stadtbildes.
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Das Blockhaus – ein Kunstwerk ganz besonderer Art wurde 2019 fertiggestellt - . Es erzählt die Geschichte um 1530. Karel V. hatte das Bedürfnis, die Friesen zu kontrollieren und ließ eine Festung bauen, die bis ins Jahr 1589 bestand. Danach verschwand sie in der Stadtmauer. Die Fundamente wurden 1996 wiedergefunden. An dieser Stelle befindet sich jetzt eine Hommage an dieses Stück verlorener Geschichte.
Wir gehen entlang der Stadtgracht und sehen auf der anderen Seite eine kleine Kirche. Sie ist das ehemalige Gotteshaus einer mennonitischen Gemeinde in Stavoren. (Mennoniten sind eine christliche Freikirche, die sich von anderen Christen vor allem durch die Praxis der Erwachsenen- oder Glaubenstaufe unterscheidet; sie taufen keine Kinder, da die Taufe als bewusste Entscheidung für den Glauben gilt.)
Seit 1551 gibt es eine mennonitische Gemeinde in Stavoren. Die heutige Kirche wurde am 2. September 1851 in Gebrauch genommen. Das Innere ist einfach, schlicht, aber gemütlich. Die Orgel wurde von Bakker & Timmenga aus Leeuwarden gebaut und am 6. Januar 1901 eingeweiht. 1951 gaben die Mennoniten ihre Selbständigkeit auf. 1992 wurde die Kirche restauriert und neu gestaltet.
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In Stavoren und Umgebung gibt es eine Reihe von schönen Stränden. Wir haben den Badestrand direkt am Deich besucht. Das klare Wasser lädt zum Sonnenbaden, aber auch zum Schwimmen ein, denn der Strand ist vor allem bei Familien mit Kindern beliebt, da das Wasser relativ flach ist.
In Stavoren liegt alles nah beieinander und nach wenigen Metern sehen wir die Schleuse mit Brücke aus dem Jahr 1966 vor uns liegen.
Sie bildet die Verbindung zwischen dem IJsselmeer und dem Johan-Friso-Kanal.
Allerdings: Wer durch dieses Nadelöhr wollte, musste oft lange warten: bis zu zwei Stunden, denn die Kapazität reichte einfach nicht aus.
Deshalb eröffnete König Willem-Alexander am 8. Mai 2014 eine zweite Schleuse neben der Bisherigen.
Die Schleusenanlage wird fast ausschließlich von der Sport- und Freizeitschifffahrt genutzt. Sie besteht aus zwei Schleusenkammern von unterschiedlicher Größe, wobei die südliche Schleusenkammer für den Verkehr auf das Ijsselmeer und die nördliche für den ins Inland genutzt wird.
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Als Schiffer eines Sportbootes ist man, wenn man auf das Meer fahren möchte, dazu verpflichtet, am linken Ufer im dafür vorgesehenen Wartebereich fest zu machen und auf die Öffnung der Schleuse zu warten.
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Boote, die sich in der Schleuse befinden, werden an schwimmenden Anlegestellen vertäut. Die Stege in dieser Schleusenkammer treiben auf dem Wasser. Der Vorteil: Sie heben sich, wenn das Wasser steigt und senken sich bei fallendem Wasserstand wieder herab. So können sich die Boote nicht „aufhängen“.
 Bei unserem weiteren Spaziergang schauen wir in eine kleine Gasse und sehen am Ende die Nikolauskirche liegen. Die Kirche des Hl. Nikolaus in Stavoren steht unter Denkmalschutz. Einer der Gründe dafür ist, dass die Kirche eine Orgel aus dem 18. Jahrhundert enthält. Es ist eine einschiffige Kirche mit Bogenfenstern, einem neoklassizistischen Eingang und einem kleinen, aber feinen Giebelturm in dem sich eine Glocke aus dem Jahr 1629 befindet. Den Giebelturm krönt eine Wetterfahne in Form einer Meerjungfrau.

Wir bummeln entlang der Stadtgracht. Diese Gracht durchzieht das Stadtzentrum und verbindet die verschiedenen Wasserwege, die für Stavoren charakteristisch sind. Sie ist ein zentrales Element der Stadt und Teil der malerischen Wasserlandschaft.
Die kleinen weißen mit Blumen geschmückten Fußgängerbrücken verschönern das Stadtbild und fördern gleichzeitig den Tourismus.
Die weiße Koebrug über der Gracht wird aufgrund des Sackkanals nur für den Zielverkehr in Stavoren bedient. Die alte Seeschleuse und die dazugehörige Brücke werden nur in besonderen Situationen bedient, wie zum Beispiel beim Einzug von Sinterklaas.
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Entlang der Stadtgracht in Stavoren kann man die historische Architektur und die vielen kleinen vertäuten Boote bewundern. Fasziniert betrachten wir die unterschiedlichen Grachtenhäuschen. Die traditionelle Architektur zeichnet sich durch folgende Merkmale aus.
Backsteinfassade mit weißen Zierstreifen, ein Satteldach mit Gaube und ein Vorgarten, mit den verschiedenen Blumen, die aber fast alle auch mit Stockrosen bepflanzt sind. Stockrosen sind in den Niederlanden ein häufiger Anblick. Manchmal wachsen sie direkt an den Hausfassaden oder zwischen den Fugen. Sie gedeihen gut, da sie mit ihren tiefenWurzeln auch an Stellen mit wenig Erde halt finden.
Zum Schluss unseres Spaziergangs blicken wir noch auf die Hafeneinfahrt von Stavoren. Hier gibt es ein gusseisernes Leuchtfeuer sowie zwei Hafenlichter, ein grünes und ein rotes, am Ende des Piers. Diese Lichter führen die Schiffe sicher in den Hafen. Sie wurden im 19. Jahrhundert errichtet, um die Navigation zu erleichtern, da Stavoren eine wichtige Rolle als Fährhafen spielte. Sowohl der Leuchtturm als auch die Hafenlichter wurden 1999 unter Denkmalschutz gestellt.
Zurück am Anleger der Amethyst 2 haben wir mit dem Schiff MS "De Willemstad" wieder Gesellschaft bekommen. Das Schiff bietet Rad- und Schiffsreisen an, die meist in Amsterdam starten und per Rad das IJsselmeer und die holländische Nordseeküste erkunden.
Wir sind noch beim Mittagessen, da hat unser Flusskreuzfahrtschiff die Leinen gelöst und fährt weiter nach Kampen. Heute ist es wieder so warm, dass wir die Fahrt auf dem Panoramadeck genießen können und die Uferlandschaft zieht gemächlich an uns vorbei.
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Zwischen der Ketelbrug und Lelystad im Ijsselmeer steht der Windpark Blauw, auch bekannt als Windplan Blauw. Es ist ein Repowering Projekt, bei dem 74 alte kleine Turbinen durch 61 neue, leistungsstärkere Turbinen ersetzt wurden, die auf dem Land und im IJsselmeer stehen. Das Projekt wurde im Sommer 2024 offiziell eröffnet. Die neuen Turbinen haben ein Gesamtleistungsvermögen von über 335 MW und erzeugen Strom, der dem Verbrauch von einer Million Niederländern entspricht.
Vor uns liegt nun die Ketelbrug, eine bewegliche Stahlbrücke mit einer Gesamtlänge von 800 Meter auf der A6. Diese beeindruckende Verkersader verbindet den Noordoostpolder mit dem Festland von Flevoland und überspannt das Ketelmeer. Sie ist für den Straßenverkehr und als Schifffahrtsstraße konzipiert, wobei eine Klappbrücke im Süden integriert ist. Wenn sich die Brücke öffnet, steht der Verkehr auf der Autobahn still und die Boote dürfen passieren.
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Die Brücke besteht aus zwei separaten Fahrbahnen mit jeweils zwei Fahrspuren und einer zusätzlichen Spur für langsamen Verkehr auf der Ostseite. Sie wurde 2014 renoviert, um die Sicherheit zu gewährleisten, da die Verkehrs- und Gewichtsbelastung seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1970 zugenommen hat. Die Renovierung umfasste den Austausch der beiden beweglichen Brückendecks und der dazugehörigen Antriebsmechanismen und elektrischen Systeme.
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Das Ketelmeer ist ein See, der wie viele andere dortige Binnenseen durch das Abtrennen der ehemaligen Zuiderzee von der Nordsee und die anschließende Einpolderung entstanden ist. Das Ketelmeer ist Teil des größeren Nationalparks Nieuw Land und der Marker Wadden, wo sich ein Vogelparadies entwickelt. Die Marker Wadden sind eine neu geschaffene Inselgruppe, die aus Sand, Lehm und Schlick besteht, um das Markermeer zu renaturieren und bietet fantastische Bedingungen für Vögel. Die Landschaft ist noch weitgehend unberührt und leer, was dazu führt, dass sich Vögel in großen Scharen niederlassen.
Die Eilandbrug ist eine Straßenbrücke über die IJssel im Nordwesten der Stadt Kampen. Für die Flussquerung wurde eine Kombination aus Schrägseilbrücke und Balkenbrücke gewählt, wobei man in die Südseite zusätzlich eine Klappbrücke integrierte. Die Brücke führt seit ihrer Eröffnung im Januar 2003 zwei Fahrstreifen der Kraftfahrtstraße Autoweg N50.
Kurz vor dem Abendessen sehen wir Kampen mit der Buitenkerk vor uns liegen. Die Buitenkerk ist ein markantes Wahrzeichen der Stadt, das man vom Wasser aus gut erkennen kann.
Brücken queren seit dem 15. Jahrhundert den Fluss IJssel in Kampen. Im Jahr 1999 wurde die sechste, heutige Brücke eröffnet. Diese hat eine Länge von 210 m, eine Breite von 20 m und eine Höhe von 5,6 m. In der Mitte befindet sich eine Durchfahrt, die von einer Hubbrücke ermöglicht wird.
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Auf dem Weg zu unserem Liegeplatz unterfahren wir diese schöne Brücke mit goldenen Ringen, die in der Abendsonne funkeln. Dies ist wirklich ein Wahrzeichen von Kampen. Auch eine der schönsten Brücken, die ich je gesehen habe.
 Auch auf dieser Fahrt fand heute wieder eine Piratenabend im Restaurant statt. Direkt am Eingang werden wir von dem Piratenkapitän der Crew in Empfang genommen und ein Erinnerungsfoto gab es auch auf Wunsch. Wieder war das Restaurant mit der richtigen Deko geschmückt und die Tische nach Piratenart dekoriert. Viele der Küchencrew sowie das Servicepersonal waren verkleidet und haben auch heute wieder gute Stimmung verbreitet. 
Den Hauptweg zu den Tischen zierten 14 Landesflaggen der 36 Crewmitglieder. In diesem Bereich wurde heute lautstark das Essenfassen verkündet und es gab leckere Gerichte gegen knurrende Mägen.
Bevor es zu einem weiteren gemütlichen Teil ging, haben wir nach dem tollen Abendessen noch eine kleine Runde gelaufen. Wir bummeln entlang der IJssel und haben uns noch einmal die weiße Brücke mit den goldenen Zahnrädern angesehen, die in der Abendsonne leuchten. Die beiden Hubtürme mit den goldenen Zahnrädern sollen an die zwei alten Stadttürme in der Innenstadt erinnern.
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Ab 21 Uhr gab es eine musikalische Überraschung von unserem Hotelmanager Martijn Kamphuis, begleitet von unserem Bordmusikers Bolo. Hatten wir auf der vorherigen Fahrt das Panoramadeck bei den heißen Temperaturen vorgezogen, wollten wir heute mal seinen Gesangsdarbietungen lauschen. Es war ein abwechslungsreicher musikalischer Abend, der uns von unseren Mitreisenden der vorherigen Tour empfohlen wurde. Zum Ausklang des Tages gab es dann noch einen „Gute-Nacht-Gruß“ aus der Küche.
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