San Miniato
Eigentlich wollten wir heute Morgen nur einige frische Lebensmittel kaufen und den Tag am Swimmingpool verbringen, doch San Miniato, ein kleines typisches italienisches Dorf, und wie es sich für Städtchen in der Toskana gehört, auf einem Hügel erbaut, lockte uns zu einem morgendlichen Abstecher.
Die Ursprünge dieser Stadt gehen zurück auf die etruskisch-römische Zeit. Als die alten deutschen Kaiser über diesen Teil Europas herrschten, wurde San Miniato aufgrund seiner strategischen Bedeutung von Kaiser Friedrich Barbarossa befestigt und zum Zentrum für die kaiserlichen Finanzen der gesamten Toskana gemacht. Der letzte Stauferkaiser Friedrich II. ließ an der höchsten Stelle der drei Hügel, auf denen der Ort liegt, eine Burg mit einem weithin sichtbaren Turm errichten.
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Der „Turm Friedrichs II“ ist schon von Weitem sichtig und der einzige größere Rest der Kaiserburg, die bis auf die Grundmauern abgerissen wurde. Auch der Turm wurde 1944 von deutschen Soldaten gesprengt, aber bereits 1958 als Nachbildung wieder aufgebaut. Das kleine Städtchen kann auf einige sehr schöne architektonische Schätze blicken, die man nur zu Fuß erkunden muss, denn wir haben unser Auto unterhalb der Stadt abgestellt und sind mit einem Aufzug bis in den Stadtkern hinauf gefahren. Die Piazza della Repubblica wird auf der Südseite von dem bischöflichen Seminar-Palast begrenzt und durch die Eingliederung weiterer kleiner Häuser an der Befestigungsmauer erweitert. Sein charakteristisches Äußeres entstand durch eine schön bemalte Fassadenfront.
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Gegenüber dem Palazzo Comunale – Rathaus – steht die Kirche Santissimo Crocifisso. Dieses Bauwerk in Form eines griechischen Kreuzes mit einer eindrucksvollen Kuppel fügt sich schön in das mittelalterliche Stadtbild ein.
Eine imposante Treppe mit verschiedenen Statuen führt von der Straße hinauf zur Kathedrale. Während die Außenfassade sehr einfach ist, sind die Innenwände und die Kuppel vollständig mit Szenen aus dem Leben Christi bemalt. Auf dem Hauptalter befindet sich ein Gemälde, welche den auferstandenen Christus zeigt. Ferner befindet sich ein heiliges Kreuz, das „Wunder von Castelveccio Kruzifix“, welches bis 1714 im Oratorio del Lorentino, gegenüber der Kirche, aufbewahrt wurde, in dieser Kirche.
Über steile Treppen gehen wir weiter bis hinauf zum Domplatz, doch gibt es auch noch zwei leichtere Zugänge. Hier befindet sich der im 14. Jahrhundert auf drei älteren Gebäuden errichtete Bischofspalast sowie der Palast der Landvögte.
Der prachtvolle Duomo Santa Maria Assunta e San Genesio, die einstige Pfarrkirche Santa Maria aus dem 13. Jahrhundert mit ihrer romanischen Fassade steht auf dem Areal der alten Kaiserburg. Der im 12. Jahrhundert erbaute Glockenturm Torre di Matilde diente ursprünglich als Wacht- und Verteidigungsturm und wurde schließlich in den Domkomplex integriert.
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In dieser Kathedrale mit dem Blick auf die Piazza del Duomo kamen laut BAEDEKER - Reiseführer-Toskana am 22.7.1944 55 Menschen ums Leben. Angeblich handelte es sich um einen Racheakt der Deutschen nach der Ermordung eines ihrer Soldaten. Die Brüder Paolo und Vittorio Taviani, Einheimische und Zeitzeugen verfilmten die Ereignisse in dem Film „Die Nacht von San Lorenzo“. Eine Gedenktafel am Rathaus erinnert an die Ereignisse im Dom. Neuere Recherchen ergaben jedoch, dass das Blutbad im Dom auf ein Artilleriefeuer der Alliierten zurückging.
Am 22. 7. 2008 wurde am Rathaus eine zweite Tafel angebracht, auf der der frühere italienische Präsident Oscar Luigi Scalfaro erklärt, dass die Verantwortung für das Blutbad im April 1944 bei den Alliierten läge.
Vom Domplatz gehen wir noch hinauf zum Rocco Federiciana – Friedrichsturm-.
Von diesem Wahrzeichen des Ortes hat man einen schönen Blick über San Miniato und seine schöne, überaus grüne Umgebung. Die Hügel um den Ort sind die Heimat des besten unterirdischen Pilzes der Welt, dem Weißen Trüffel. Er ist mit Abstand der teuerste und edelste aller Speisepilze. Er wird hauchdünn geschnitten, und von manchen Sorten kostet das Kilo mehrere Tausend Euro. Etwa 25 % der berühmten weißen italienischen Trüffel-Produktion kommt aus diesem Ort und damit ist San Miniato der Rekordhalter.
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Nun wurde es langsam Zeit für ein zweites Frühstück und die kleine Bar auf dem Domplatz bietet sich dafür geradezu an. Wir bestellen uns, genau wie es die Italiener lieben, Cappuccino mit frischen Hörnchen. Danach gehen wir durch die wunderbaren, kleinen und romantischen Straßen, die noch so richtig das toskanische Flair ausstrahlen, zurück zum Aufzug, der uns wieder hinunter zu unserem Auto bringt. Wir fahren noch schnell zum Einkaufen und dann wieder hinauf zu unserer Ferienanlage, um die noch verbleibenden Stunden des Tages am Swimmingpool zu verbringen.
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