Die Gärten von Alfabia und Valldemossa
Erstes Ziel unserer heutigen Tagestour sind die Gärten von Alfabia, die nach dem gleichnamigen Gebirge „Sierra de Alfabia“ benannt wurden. Die Anlage liegt rechts an der Landstraße zwischen Palma und Soller, kurz vor der Mautstation des Tunnels. Sie sind eine Kombination aus Landhaus, Park und Garten. Die Gärten von Alfàbia (Jardins d'Alfàbia) sind ein gut erhaltenes Zeugnis der arabischen Gartenbaukunst. Die Geschichte des Hauses und des Gartens geht bis in die Zeit des 14. und 15. Jahrhundert zurück. Schon die Araber erkannten nach der Eroberung Mallorcas, das einige Stellen der Insel geeignet waren, sie in irdische Paradiese zu verwandeln. Sie nutzten das kostbare Wasser der Bergregion für ihre ausgeklügelten Bewässerungssysteme.
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Im Jahre 1229 wurde die Insel durch die christlichen Festlandspanier erobert. Der maurische Eigentümer schloss mit den christlichen Eroberern einen Pakt und wurde zum Dank als einziger Araber nicht enteignet. Das Anwesen war im Laufe der Jahrhunderte im Besitz verschiedener Familien und wurde von mallorquinischen Adelsfamilien gehegt und um barocke Elemente und alte Terrassen erweitert. Bis heute ist die Anlage eine kunstvolle Symbiose von Natur und Architektur. Heute gehört das Landhaus der Familie Zafortezas. Josep Zaforteza, der Senior des Hauses, ist auf der Insel aus Wirtschaft und Politik bekannt.
Der Zugang zu den Gärten Alfàbia besteht aus einer prächtigen Allee, die im Volksmund auch “Gang zum Salon” genannt wird. Dieser Gang wird gesäumt von riesigen uralten Platanen und mündet zu den sogenannten “Clastra”, den typischen mallorquinischen Innenhöfen.
Nachdem wir den nicht gerade geringen Eintritt entrichtet haben, beginnt der Rundgang über eine mit Palmen gesäumte majestätische Freitreppe, mit seitlichen Bewässerungsrinnen. Wir gehen die Stufen hinauf, bis wir vor einem Wasserspeicher stehen. Hier oben werden wir von zwei ruhenden Löwen empfangen.
Der Weg führt nun vorbei an einem Gärtnerhaus aus dem 17. Jahrhundert. Offene Fenster und Türen erlauben einen Blick in das Innere der Räumlichkeiten.
Direkt danach folgt das eigentliche Highlight des Gartens, eine Pergola, die mit Kletterpflanzen bewachsen ist. Jetzt im April befinden sich die Kletterer noch im Anstieg auf das Pergoladach und die Sonnenstrahlen sickern durch die Kletterpflanzen und legen sich wie Streifen über den Weg.
Gut sichtbar sind noch die Springbrunnendüsen, die per Knopfdruck einen kleinen Brunnen sprudeln lassen und ein Wasserspiel in Gang setzen, dass seinen Weg durch den Laubengang zieht und die erstaunten Urlauber mit einer kalten Dusche erfreut.
Man muss schon genau beobachten, zu welchem Zeitpunkt man diesen Weg entlang geht, denn auch hinterher fallen noch Wassertropfen von den Kletterpflanzen, welche die Pergola überranken. Die Pergola bestehend aus 72 Säulen wurde 1713 erbaut und mit 24 Steinhydras dekoriert. Vorbild waren die italienischen Renaissance-Villen, deren Raffinesse man im 16. Jahrhundert in ganz Europa nachzuahmen trachtete.
Am Ende des Weges erhält man von einem Aussichtspunkt einen beeindruckenden Blick auf die Berglandschaft des nördlichen Mallorcas. Zitronen-, Orangenterrassen umsäumen den Garten von Alfabia.
Kaum eine andere Pflanze hat den Menschen seit Jahrhunderten so begeistert, wie diese immergrünen Nutzpflanzen.
Sie gehören zum Traum vom sonnigen Süden. Diese exotischen Zitruspflanzen beeindrucken, da sie scheinbar gegen die Gesetze der Natur und gegen den Lauf der Jahreszeiten das ganze Jahr über blühen und Früchte tragen.
Die „fleißigen“ Zitronen tragen gelbe und grüne Früchte und ihre weißen Blüten verströmen einen aromatischen Duft.
Nun führt uns der Weg zu einem dicht belaubten und schattigen Gartenteil, es ist das Herzstück der Gärten. Das flüssige Element Wasser ist der Schlüssel zur Entstehung von Alfabia und sorgt dafür, dass der Artenreichtum der Flora von Alfabia einzigartig auf Mallorca ist.
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Hier steht eine Sammlung von riesigen Laubbäumen, vom Ahorn bis zum Zedernbaum und eine unüberschaubare Palette an Pflanzen. Aus allen Ecken plätschert und sprudelt das Wasser und lässt den Garten bereits um diese Jahreszeit grünen und blühen. Beim Spaziergang durch die verschiedenen Laubengänge und über verschlungene Wege entdeckt man immer wieder neue Wasserspiele, Teiche und Fontänen, eingebettet in einem Blumenmeer regen sie zum Träumen an. Die ganze Anlage strahlt eine wohltuende Ruhe aus. Und ein kleines Cafe am Seerosenteich lädt inmitten von Palmen zum Verweilen ein. Es gibt handgepresste Zitronen- und Orangenlimonade – superlecker -.
Wir sitzen auf einer Bank am See, genießen das Zwitschern der Vögel und mit ein bisschen Fantasie kann man sich, aufgrund weniger Besucher, als Fincabesitzer fühlen. Es ist eine gut gepflegte Gartenanlage, nicht sehr groß, hat dafür aber reichlich viele Pflanzen und Bäume.
Für die kleinen Besucher gibt es ein paar heimische Tiere. Dieser kleine Tierpark mit Ziegen und Schafe rundet den idyllischen, natürlichen Eindruck ab.
Hinter der Gartenanlage beginnt das landwirtschaftliche Anwesen, zu dem Schaf und Ziegenherden sowie Geflügelscharen gehören.
80 Hektar Land mit Wäldern, Oliven, Mandel und Johannisbrotbäumen sowie Wald gehören zum Gut.
Zum Schluss unseres Besuches wollen wir noch das Landhaus besichtigen. Eine Treppe führt uns hinauf zu einem Laubengang. Hier hängen Hunderte, etwa 30 Zentimeter langen, hell violetten Blütentrauben eines Chinesischen Blauregens, auch Glyzinie genannt. Sie hängen am Dach einer Pergola und bei genauerem Hinsehen ist auch der dazugehörige Stamm erkennbar.
Rechts und links dieser Natursteinterrasse stehen unter den Blütentrauben unzählige blühende Klivien in Keramiktöpfen. Diese orange blühende Klivie ist der mallorquinische Pflanzenklassiker und sogar die eher seltene, hellgelbe Version steht neben den zum Verweilen einladenden Bänken.
Das prachtvolle Herrenhaus, welches im 12. Jahrhundert erbaut worden sein soll, beherbergt heute ein kleines Museum, eine Bibliothek mit wertvoller Literatur und antike mallorquinische Möbel. Viele Schnitzereien aus dem 16. Jahrhundert, die damals aus den Niederlanden kamen, hängen heute an den Wänden der Bibliothek. Man bekommt einen Eindruck von der Kunstfertigkeit und der Lebensweise der damaligen Bewohner.
Bei unserem Rundgang besichtigen wir auch ein Zimmer, in dem Königin Isabel II. im Jahre 1860 einst übernachtete.
Läuft man weiter, kommt man zu dem Thronsessel von Alfabia. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde damals in Brügge hergestellt. Der Thron ist heute eines der ältesten und berühmtesten Möbelstücke der Insel.
Die wunderschönen Schnitzereien zeigen Passagen aus dem tragischen Leben von König Jaume III., der bei einer Schlacht enthauptet wurde.
Auch die Besichtigung der Nebengebäude ist durchaus interessant. Zusehen bekommt man die Rekonstruktion einer Ölmühle, die die Jahrhunderte überdauert hat.
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Nach einem Rundgang durch die alten Stallungen endet die Besichtigung im Innenhof des Landgutes, der von einer mächtigen Platane beschattet wird. Die Idylle wird durch einen plätschernden Brunnen vollendet.
Wir setzen unsere Fahrt zu dem malerischen Bergdorf Valldemossa fort. Es liegt wunderschön in den Bergen, auf einer Höhe von 430 m. Die Fahrt bis zum Dorf ist traumhaft.
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Schon der erste Blick von der Straße auf Valldemossa ist postkartenverdächtig. Im Herzen des phantastischen Tramuntanagebirges gelegen, ist es das berühmteste, idyllischste und meistbesuchte Dorf auf Mallorca. Rund 30.000 Besucher kommen jedes Jahr in den kleinen Ort, in dem nur etwa 2.050 Einwohner leben. Aufgrund der ausgesprochenen Schönheit des Dorfes und des malerischen Tals gehören auch wir zu den Besuchern, die mehrmals wieder kommen. Der Ort ist vor allem durch den polnischen Komponisten Frédéric Chopin bekannt geworden. Er lebte zusammen mit der französischen Schriftstellerin George Sand im Winter 1838/39 in den ehemaligen Klosterzellen, mit einem kleinen Vorgarten und Blick in das Tal. Denn bereits damals wurde das Kloster nicht mehr von den Mönchen genutzt, sondern diente schon als Wohnraum. Das Kloster selbst wurde 1399 erbaut und über 400 Jahre von den Kartäusermönchen genutzt, bis sie 1835 vertrieben wurden und alle Gebäude, bis auf die Kirche, privatisiert wurden.
Herzlich wurde Chopin in Valldemossa nicht aufgenommen, wie man in dem Buch von George Sand - "Ein Winter auf Mallorca" nachlesen kann, doch die Landschaft beschreibt sie sehr malerisch und eindrucksvoll. Chopin, schwer lungenkrank lebte in wilder Ehe mit dieser Frau. Während seine Gefährtin schrieb, komponierte Fréderic Chopin in der Kartausenzelle die bekannte „Regentropfen-Prelude". Durch ihren Roman und der Komposition von Chopin machte das Paar Valldemossa zur Touristenattraktion.
Die monumentale Klosterkirche aus dem 18. Jahrhundert, der sehr gepflegte Klostergarten und die Kartause zählen zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Ortes.
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Die Stadtmitte, das bleibt bei solchen Attraktivitäten leider nicht aus, ist von Touristenströmen überschwemmt, darum nehmen wir uns die Zeit, nach einer Kaffeepause auch den unteren Teil von Valldemossa zu besuchen.
Nach nur ein paar Gehminuten vom Zentrum entfernt sind wir bis auf einige wenige Touristen, hier fast ganz allein.
Wir stehen vor der Pfarrkirche San Bartolome die im dreizehnten Jahrhundert erbaut wurde und dem heiligen Bartholomäus, dem Schutzpatron der Stadt gewidmet ist, und genießen die absolute Ruhe.
Hier unten, abseits des Touristenrummels, ist Valldemossa ein verträumter Ort geblieben. Dörfliche Stille herrscht in den Gassen, weitab vom Rummel um die Karthause und Chopin. Wir bummeln durch die kleinen gepflasterten Gässchen mit ihren schönen, malerischen Häusern, die über und über mit Blumentöpfen geschmückt sind.
Die Häuser sind alle im typischen mallorquinischen Stil gebaut und viele Türen der alten Häuser sind noch aus massivem Olivenholz.
Da wir aufmerksam durch den Ort schlendern, entdecken wir an jedem Haus bunte Kacheln, die den Eingang schmücken. Auf ihr dargestellt ist die Heilige Catalina Thomás.
Die Motive erzählen Legenden aus dem Leben von Mallorcas einziger Heiligen, die 1531 in der Calle Rectoria Nr.5 geboren wurde. Ihr Elternhaus neben der Pfarrkirche San Bartolome wurde in eine kleine Kapelle umgewandelt und außer den Kacheln erinnert noch eine Statue neben der Kirche an sie.
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Elternhaus von Catalina Thomás
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Kapelle im Elternhaus
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Statue Catalina Thomás
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Sie lebte im Kloster der Heiligen Maria Magdalena in Palma und starb dort als Nonne im Jahr 1574. Nach einer gründlichen Überprüfung, die mehr als 200 Jahre in Anspruch nahm, wurde sie 1792 von der katholischen Kirche unter Papst Pius VI. selig, und nochmals über 100 Jahre später im Jahr 1930 von Pius XI. heilig gesprochen.
Zurück geht es entlang der Carrer de la Rosa und Carrer Uetam zum Aussichtspunkt Miranda dels Lledoners mit dem Restaurante Casa de Sa Miranda.
Von hier werfen wir noch einen letzten Blick auf die ruhige Seite der Kleinstadt Valldemossa mit seinen Gärten, Obstbäumen, Zypressen, Palmen und der Pfarrkirche San Bartolomé. Valldemossa, am Fuße des 1062 m hohen Puig de Teix gelegen, bietet fantastische Ausblicke auf eine reizvolle Landschaft.
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